Ergebnisse der Schuleingangs-Untersuchungen (2022)
… die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen bei Coerder Kindern lösen bei uns Besorgnis aus. Es werden verschiedene Gesundheitsfaktoren erfasst: Körpergewicht, Zahnstatus, körperliche Aktivität (Schwimmfähigkeit, Radfahren) und Sprachförderbedarf. In fast allen Bereichen steht Coerde auf dem letzten Platz im Vergleich mit anderen Stadtteilen. Das macht aus unserer Sicht noch einmal deutlich, dass es für Coerder Kinder MEHR Förderung geben muss als in anderen Stadtteilen. Leider ist häufig genau das Gegenteil der Fall. Hier muss die Politik tätig werden!
- Kinder mit Zahnstatus „behandlungsbedürtig“ in Münster (gesamt) 10,5%
- Kinder mit Zahnstatus „behandlungsbedürftig“ in Coerde 26,9%
- Kinder mit Adipositas (> 97. Perzentile BMI) in Münster (gesamt) 4,6%
- Kinder mit Adipositas (> 97. Penzentile BMI) in Coerde 12,6%
Wie sollen die Kinder das aufholen?
Was eigentlich nötig wäre …
– eine gute Kita-Versorgung mit weiterführenden Angeboten für Familien
– zahlreiche niedrigschwellige und kostengünstige (kostenfreie) Angebote für Familien mit Kleinkindern
– ein breites Sport- und Freizeitangebot für Kinder
– viele Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für Kinder im öffentlichen Raum
– u.v.m.
Was in Coerde aktuell passiert …
– Kitas sind z.T. geschlossen oder können aufgrund von Fachkräftemangel nicht alle geplanten Plätze auch tatsächlich anbieten (s.u.)
– Im Vergleich zu anderen Stadtteilen ist das Sport- und Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche in Coerde auffallend gering. Coerder Kinder brauchen Angebote vor Ort!
– Der begrüßenswerte, geplante Neubau der Melanchthon-Schule wird im Hinblick auf die Bewegungsangebote für Kinder im Stadtteil zu einer weiteren Verschärfung der Situation führen. Neben dem schulischen Sportunterricht sind natürlich auch die Hallenzeiten für außerschulische Sportangebote betroffen. Ein ohnehin unausreichendes Angebot droht also zu schrumpfen.
Fachkräftemangel in Coerde
Die Stadt braucht Konzepte, um diesem Fachkräftemangel zu begegnen. Es müssen attraktive Konditionen geschaffen werden, damit Erzieherinnen und Erzieher sich dafür entscheiden in Coerde zu arbeiten (z.B. finanzielle Anreize, Wohnungen o.ä.). Gerade in Coerde ist eine gute Kita-Versorgung besonders wichtig. Zudem müssen Zugangswege zu außerhäuslicher Betreuung erleichtert werden.
Wenn ein kein passender Träger für eine Kita gefunden werden kann oder sich ein Träger nicht als zuverlössig erweisen sollte, fordern wir die Stadt auf die Trägerschaft selbst zu übernehmen. Für von Armut betroffene Kinder ist ein verlässliches und gutes Betreuungsangebot von entscheidender Bedeutung für ihren weiteren Weg!
wegen Fachkräftemangel nicht zur Verfügung stehende Betreuungsplätze Ü3
wegen Fachkräftemangel nicht zur Verfügung stehende Betreuungsplätze U3
Quelle: Kindertagesbetreuungsbericht 2024, Amt für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster (Zahlen für Coerde)
Niederschwellige Angebote für Familien mit Kleinkindern
Es gibt bereits einzelne gute und wichtige Angebote für Familien mit Kleinkindern im Stadtteil. Hier wäre es aus unserer Sicht aber wichtig, dass das Angebot noch größer und vielfältiger wird und sich vor allem auch zentral in Coerdes Norden abspielt. Wir setzen uns für die Einrichtung von Eltern-Kind-Spielgruppen ein, die perspektivisch auch in einer Selbstorganisation durch die Eltern stattfinden sollen. Beispiele hierfür finden sich in anderen Städten, z.B. in Offenbach.
Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum
Wir begrüßen die Neugestaltung des Spielplatzes am Hamannplatz. Doch leider können wir noch nicht zufrieden die Hände in den Schoß legen – auch andere (Spiel-)Plätze bedürfen unserer Aufmerksamkeit. Viele Coerder Kinder wachsen in kleinen Wohnungen auf, die sie mit vielen Familienmitgliedern teilen. Die Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum sind also umso wichtiger. Auch Sitzmöglichkeiten für Eltern und Unterstände sind hier von Bedeutung.
Der Waldspielplatz am Nerzweg müsste wieder belebt werden. Unter den Familien im Stadtteil hat dieser aufgrund von Verschmutzung, fehlender Beleuchtung und Mythen über giftige Tiere einen schlechten Ruf. Der Spielplatz könnte durch einzelne Umgestaltungsmaßnahmen und Aktionen neu belebt werden. Auch der angrenzende Wald könnte für Kinder attraktiver einbezogen werden (Erlebnispfad-Vorbilder finden sich an verschiedensten Orten im Münsterland).
Aus unserer Sicht ist es zudem wichtig, dass die Maßnahmen, die den Kindern, die von Armut betroffen sind, nützen sollen, nördlich von der Königsbergerstraße angesiedelt sein müssen. Hier kann als Beispiel die neue Pumptrack-Anlage genannt werden. Ein schönes Projekt, das von Kindern aus dem gesamten Stadtgebiet genutzt wird, nur leider weniger von Familien aus dem Norden von Coerde.
Coerde braucht einen liebevoll und kinderfreundlich gestalteten öffentlichen Raum – mehr als andere Stadtteile benötigt Coerde städtische Bemühungen in diesem Bereich.
Sport- und Freizeitangebote in Coerde
Schon bei dem Besuch einiger Coerder Kinder im Rathaus beim Oberbürgermeister Lewe im Herbst 2022 wurde das Thema „Sportangebote in Coerde“ von den Kindern benannt. Vor allem das Fehlen von Angeboten für Mädchen wurde kritisch angesprochen. Die Kinder wünschten sich mehr Sport- und Freizeitangebote! Kinder in Coerde, die sich für Sportarten wie Basketball, Handball, Badminton, Tischtennis, Leichtathletik oder Judo interessieren, müssen dafür in andere Stadtteile fahren. Das ist für viele Familien kaum zu bewältigen – wenn es (mehrere) Geschwisterkinder gibt oder die Familie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist.
Eine ähnliche Situation liegt auch im Bereich anderer Freizeitangebote vor. Wer sich für einen Theaterkurs, Nähkurs oder Musikunterricht o.ä. interessiert, muss meist ebenfalls in andere Stadtteile ausweichen. Das Begegnungzentrum Meerwiese bietet ein tolles Kulutr-Programm, das allerdings von Familien aus dem Coerder Norden leider kaum genutzt wird.
Wir setzen uns für mehr Sport- und Freizeitangebote im Stadtteil ein, die für alle Familien leicht zugänglich sind.
Für die Zugänglichkeit von förderlichen Orten, wie bspw. zu Sport- und Musikvereinen, Schwimmbädern,
Kultureinrichtungen oder Spielmöglichkeiten, liegt die Verantwortung bei den Kommunen. Diese Zuständigkeit ist in Abhängigkeit der finanziellen Lage der Kommune sowie des Gestaltungswillens ihrer Repräsentant*innen Risiko wie Chance zugleich.